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Augsburger Friedensgespräche (online): Religiös begründeter Antisemitismus – Ursachen, Wirkungen und aktuelle Strategien zur Prävention
Augsburg, 08.03.2021
Augsburger Friedensgespräche (online):
Religiös begründeter Antisemitismus – Ursachen, Wirkungen und aktuelle Strategien zur Prävention
Mit: Prof. Dr. Margot Käßmann, Dr. Henry G. Brandt, Dr. Josef Schuster, Ahmad Mansour, Moderation: Shahrzad Eden Osterer
Datum: Mittwoch, 24. März 2021 um 19:00 Uhr
Teilnahme: nur digital (geplant als Übertragung aus dem Augustana Saal), kostenlos
Infos und Link: www.friedensstadt-augsburg.de
In Deutschland wie in vielen europäischen Gesellschaften spielt die Religion nur noch eine untergeordnete Rolle. Das bedeutet aber nicht, dass der religiös begründete Antijudaismus bzw. religiös geprägte Antisemitismus verschwunden wären. Antisemitismus steht als Sammelbegriff für eine Weltanschauung, die in der Existenz der Juden und Jüdinnen die Ursache aller Probleme sieht, und baut neben den religiösen auf rassistischen, ökonomischen oder antizionistischen Diskriminierungsmustern auf.
Auf welchen Narrativen basiert seit dem frühen Christentum die christliche Theologie der Verachtung des Judentums? Welche religiösen Inhalte speisen den Antisemitismus im Islam? Wie wirken die christlichen und islamischen Religionsvertreterinnen und Religionsvertreter diesen Narrativen entgegen? Die erste Online-Ausgabe der Augsburger Friedensgespräche möchte diesen Fragen nachgehen und erörtern, welchen Beitrag heute die Vertreter*innen von Christentum und Islam gegen Judenhass, Antijudaismus und Antisemitismus leisten können.
Podium und Statements:
• Dr. Henry G. Brandt, Rabbiner und u.a. Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK): „Religiös geprägter Antisemitismus ist ein rätselhaftes Phänomen, das sich weder einer Logik noch anderen gesellschaftlichen Wissenschaften eröffnet. Über viele Jahrhunderte hat er sich in vielen Mutationen erhalten. Ihn auszumerzen helfen weder Gesetz noch Gewalt, sanfter Sirenengesang, noch dicke Folien der Forschung. Können wir einen kleinen Schritt zu einer Lösung näherkommen?“
• Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:
„Zu den Formen der Judenfeindschaft zählen der religiöse Antisemitismus und der Antijudaismus. Es gilt, diesen Judenhass zu thematisieren und ihm zu begegnen. Religionsgemeinschaften können einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben unserer Gesellschaft leisten.“
• Prof. Dr. Margot Käßmann, evangelisch-lutherische Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Als Christin bin ich mir der historischen Verantwortung meiner Glaubensgemeinschaft für Antijudaismus und Antisemitismus sehr bewusst. Aber ich bin zutiefst überzeugt, dass der jüdisch-christliche Dialog, der inzwischen bis auf die Ortsebene geführt wird, ein Miteinander auf Augenhöhe, gegenseitigen Respekt, Interesse an der unterschiedlichen Sicht auf die Quellen unserer jeweiligen Religion mit sich bringt.“
• Ahmad Mansour, deutsch-israelischer Psychologe und Autor:
„Auch wenn Antisemitismus herkunftsübergreifend in unserer Gesellschaft auftritt, so ersetzen Lippenbekenntnisse nicht die Notwendigkeit, sich mit Antisemitismus in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Auch über muslimischen Antisemitismus muss deutlich gesprochen werden, ohne sich in Relativierungen, Verharmlosungen und Tabuisierungen zu verlieren. Denn auch diese Art von Antisemitismus kostet hier in Europa Menschenleben und da, wo Antisemitismus herrscht, stirbt die Demokratie.“
Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)
Veranstalter:
Friedensbüro der Stadt Augsburg in Kooperation mit dem Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg, Universität Augsburg, Volkshochschule Augsburg, Evangelisches Forum Annahof und Verein Rabbi Brandt. Brücken Bauen für Interreligiöse Verständigung e.V.
Info Augsburger Friedensgespräche: In der Vortragsreihe „Augsburger Friedensgespräche“ widmen sich Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Sport und Religion in Vorträgen und Diskussionen dem Themenkomplex Interkulturalität, Migration, Integration, Diversity und interreligiösem Dialog. Die Augsburger Friedensgespräche nehmen Bezug auf den Augsburger Religionsfrieden von 1555 und beschäftigen sich mit aktuellen gesellschafts- und religionspolitischen Themen. Mit der Reihe möchte das Friedensbüro der Stadt Augsburg (Leitung: Christiane Lembert-Dobler) und sein Kooperationsnetzwerk politische Impulse in die Friedensstadt tragen. Die Gespräche finden zweimal im Jahr statt: im Herbst wird eine religionspolitische Fragestellung in den Blick genommen, im Frühjahr ein aktuelles allgemein friedenspolitisches Thema. Zuletzt waren Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Dr. Reinhard Marx bei den Friedensgesprächen zu Gast. Siehe: www.friedensstadt-augsburg.de/de/veranstaltung/augsburger-friedensgespräche
Kurzbiografien der Beteiligten:
Landesrabbiner em. Dr. hc. Henry G. Brandt., Rabbiner und u.a. Ehrenvorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Ehrenvorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK): Henry Brandt wurde als Heinz Brandt 1927 in München geboren Im letzten Moment gelang es der Familie Brandt über England nach Palästina auszuwandern. Henry – jetzt Chanan – diente seit 1947 im Palmach und anschließend als Flottenoffizier in der entstehenden israelischen Marine. Nach Kriegsende studierte er Nationalökonomie an der Queen’s University of Belfast und beendete dieses Erststudium als B.Sc.. Nach einer kurzen Zeit in der Autoindustrie wandte er sich (nun als britischer Staatsbürger und als Henry Brandt) dem Rabbinatsstudium am Leo Baeck College zu. Es folgen Rabbinatsstellen in Leeds, Genf, Zürich (Gründungsrabbiner der Gemeinde Or Chadasch) und dann Stadtrabbiner von Göteborg (Schweden). 1983 kehrte Henry Brandt als Landesrabbiner von Niedersachsen nach Deutschland zurück. Zwölf Jahre später wechselte er in den größeren Landesverband Westfalen-Lippe als dessen Landesrabbiner. 2005, mit 78 Jahren, kam die Zeit zu reduzieren und er wurde als emeritierter Landesrabbiner Westfalens verabschiedet. Schon seit seiner Zeit in England richtete sich sein Augenmerk auf den Jüdisch-Christlichen Dialog. Diesem Aktionsfeld widmete Henry Brandt seit seiner Ankunft in Deutschland noch vermehrt Zeit und Engagement, da er darin die probateste Waffe gegen den Antijudaismus erkannte. Drei Jahrzehnte war er der Jüdische Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie Mitglied des Gesprächskreises „Juden und Christen“ beim Zentralrat der Deutschen Katholiken.
Rabbi Henry G. Brandt ist der 42. Ehrenbürger der Stadt Augsburg.
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:
Dr. Josef Schuster wurde am 30. November 2014 zum Präsidenten des Zentralrats der Juden gewählt und 2018 wiedergewählt. Die Präsidentschaft ist ein Ehrenamt. Dr. Schuster leitet die wichtigsten Gremien des Zentralrats und vertritt ihn bei Gesprächen mit der Politik, den Medien und anderen Verbänden sowie im Dialog mit Religionsgemeinschaften. 1999 trat er in das Präsidium ein und war von 2010 bis 2014 Vizepräsident, bevor er zum Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland wurde. Dr. Josef Schuster ist außerdem auch Vizepräsident des World Jewish Congress und des European Jewish Congress. Auch in seiner Heimatstadt Würzburg engagiert er sich seit vielen Jahren für die jüdische Gemeinschaft. Seit 1998 ist Dr. Schuster Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken. Seit 2002 steht er als Präsident dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern vor. Josef Schuster wurde am 20. März 1954 in Haifa/Israel geboren. 1956 kehrten seine Eltern mit ihm in die väterliche Heimat Unterfranken zurück. Er studierte Medizin in Würzburg und ließ sich dort 1988 als Internist mit einer eigenen Praxis nieder, die er bis 2020 führte. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Prof. Dr. Margot Käßmann, evangelisch-lutherische Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland:
Margot Käßmann (Jg. 1958) studierte Theologie in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg. 1985 wurde sie ordiniert und schloss 1989 ihre Promotion an der Ruhr-Universität Bochum ab. Nach ihrer Tätigkeit als Pfarrerin und später Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages war die vierfache Mutter von 1999 bis 2010 Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. 2002 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität
Hannover. 2009/2010 war sie Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ab August bis Dezember 2010 nahm Käßmann eine Gastprofessur an der Emory-Universität in Atlanta (USA) wahr. In der Zeit von Januar 2011 bis März 2012 unterrichtete und forschte sie als Gastprofessorin für Ökumene und Sozialethik an der Ruhr-Universität Bochum (Max Imdahl-Gastprofessur). Von April 2012 bis Juni 2018 war sie als Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 tätig. Seit Juli 2018 ist Margot Käßmann im Ruhestand und widmet sich vor allem dem Schreiben von Büchern. Daneben engagiert sie sich in ausgewählten Projekten wie etwa dem internationalen Kinderhilfswerk terre des hommes oder dem sozialen Straßenmagazin Asphalt.
Ahmad Mansour, deutsch-israelischer Psychologe und Autor:
Ahmad Mansour ist Diplom-Psychologe und Autor aus Berlin. Geboren 1976 in Kfar Saba besitzt er die israelische und die deutsche Staatsangehörigkeit. 2018 gründeten Mansour MIND prevention (Mansour-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention), die Workshops zur Extremismusprävention durchführt. Dabei arbeitet er mit Insassen von Justizvollzugsanstalten und mit Geflüchteten. Mansour engagiert sich zudem beharrlich gegen Antisemitismus. 2015 erschien sein Buch »Generation Allah. Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen«, im August 2018 folgte »Klartext zur Integration – Gegen falsche Toleranz und Panikmache«. Sein drittes Buch »Solidarisch Sein! Gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass« erschien im Oktober 2020. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk):
Shahrzad Eden Osterer wurde in Teheran geboren und wanderte mit 19 Jahren nach Deutschland aus, um zu studieren. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als Autorin und Journalistin für den Bayerischen Rundfunk, hauptsächlich bei Bayern2-Zündfunk.
Presseanfragen und Interview-Wünsche bitte an Tina Bühner, presse@friedensstadt-augsburg.de, Tel.: +49 (0) 151 12 90 8000
Bilder: Die Verwendung der Bilder im Rahmen der Berichterstattung zur Veranstaltung des Friedensbüros ist kostenfrei, Copyright muss bitte jeweils angegeben werde (siehe Dateinamen): Ahmad Mansour © Heike Steinweg, Margot Käßmann © Julia Baumgart Photography, Rabbi Brandt © Margrit Schmidt, Shahrzad Eden Osterer © Max Hofstetter
Pressemitteilung