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Friedens-Stadt Augsburg

Geschichte

Die Geschichte von der Friedens-Stadt Augsburg

Augsburg ist eine sehr alte Stadt.
Sie ist über 2000 Jahre alt.
Nur wenige Städte in Deutschland sind noch älter.
Das einzigartige an Augsburg ist:
Augsburg hat einen Feiertag mehr als der Rest von Deutschland.
Der Feiertag ist am 8. August.
Jedes Jahr am 8. August feiern wir das Hohe Friedens-Fest.

Warum gibt es diesen Feiertag?

Vor langer Zeit ist in Augsburg etwas Besonderes passiert.
Es gab im Christentum zwei Glaubens-Richtungen.
Die katholische und die evangelische Glaubens-Richtung.
Die Mitglieder von der evangelischen Glaubens-Gemeinschaft heißen:
Protestant*innen.

Im Jahr 1650 haben Protestant*innen und Katholik*innen
ihre Gleich-Stellung gefeiert.
Das bedeutet:
Die Protestant*innen haben mehr Rechte bekommen.  
Und wurden nicht mehr unterdrückt.
Sie hatten dann die gleichen Rechte wie die Katholik*innen.
Für uns ist das heute normal.
Aber früher war das etwas ganz Neues.

Seit dem Jahr 1650 feiern die Menschen in Augsburg
das Hohe Friedens-Fest.
Weil es in dem Jahr Frieden gegeben hat.
Zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche.
Aber heute geht es noch um mehr als das.
Jetzt geht es um die Gleich-Stellung von allen Religionen.
Und um das friedliche Zusammen-Leben von allen Menschen.
Es hat lange gedauert, bis es den Frieden gegeben hat.
Und es ist viel passiert.
Angefangen hat das alles mit Martin Luther.

Martin Luther in Augsburg

Martin Luther war ein besonderer Mann.Martin Luther, Gemälde von Lukas Cranach, Augsburg St. Anna Kirche
Er war wichtig für die Geschichte von Augsburg.
Und für die Geschichte vom Hohen Friedens-Fest.

Martin Luther hat vor vielen hundert Jahren gelebt.
Er wollte die Kirche reformieren.
Das bedeutet:
Er hat viele Sachen in der katholischen Kirche nicht gut gefunden.
Er wollte:
Dass neu über die Kirche nachgedacht wird.
Und über den Glauben.
Und er wollte:
Dass die Menschen darüber sprechen.

 

Zum Beispiel:
Er hat 95 Gründe gegen den Ablass-Handel aufgeschrieben.
Der Ablass-Handel war früher sehr bekannt.
Viele Prediger in der Kirche haben gesagt:
Wenn Menschen Geld bezahlen, werden ihre Sünden vergeben.
Dann kommen sie in den Himmel.
Wenn sie das Geld nicht bezahlen, werden die Sünden nicht vergeben.
Das hat den Menschen Angst gemacht.
Sie haben viel Geld bezahlt.
Und die Prediger sind sehr reich geworden.
Martin Luther hat gesagt, das ist falsch.
Er hat gesagt:
Die Sünden werden nicht vergeben, nur weil man Geld zahlt.
Deswegen hat er 95 Gründe aufgeschrieben,
warum der Ablass-Handel falsch ist.
Man sagt auch:
95 Thesen.

Im Oktober 1518 war Martin Luther in Augsburg.
Dort traf er Kardinal Cajetan.
Den Namen spricht man so aus:
Kajetaan.
Ein Kardinal arbeitet für die katholische Kirche.
Ein Kardinal ist ein wichtiger Geistlicher.
Nur der Papst kann noch mehr bestimmen.
Kardinal Cajetan aus Augsburg wollte:
Dass Martin Luther seine Thesen wider-ruft.
Martin Luther sollte sagen:
Es stimmt nicht, was ich geschrieben habe.
Der Ablass-Handel ist richtig.
Martin Luther hat seine Meinung aber nicht geändert.
Das war sehr mutig.
Die Kirche hat nämlich oft keine anderen Meinungen erlaubt.
Die Kirche hat Menschen mit einer anderen Meinung oft bestraft.
Oder sogar auf dem Scheiter-Haufen verbrannt.
Ein Scheiter-Haufen ist ein großer Haufen aus Holz.
Martin Luther hatte große Angst.
Deswegen ist er nachts aus Augsburg geflohen.
Aber weil Martin Luther so mutig war,
hat sich viel in der Kirche verändert.
Die christliche Kirche hat sich gespalten.
Deswegen gibt es die katholische und die evangelische Kirche.
Das war aber nicht das Ziel von Martin Luther.
Sein Ziel war eigentlich:
Die christliche Kirche soll sich verändern.

Das Augsburger Bekenntnis

Verlesung des Augsburger Bekenntnis beim Augsburger Reichstag 1530, Holzschnitt 16.Jahrhundert

Martin Luther musste also aus Augsburg fliehen.
Aber er hatte auch später noch Kontakt mit vielen Geistlichen.
Vor allem mit dem Geistlichen Philip Melanchthon.
Den Namen spricht man so aus:
Filip Me-lanch-ton.
Philip Melanchthon war auf der Seite von Martin Luther.
Sie haben viele Briefe geschrieben.
Und zum Beispiel über das Augsburger Bekenntnis gesprochen.
Das Augsburger Bekenntnis nennt man auch:
Confessio Augustana.
Das ist der lateinische Name.

Protestant*innen haben diesen Text geschrieben.
In diesem Text bekennen sie sich zu ihrem Glauben.
Darin erklären sie:
An was sie glauben.
Und sie sagen:
Der evangelische Glaube ist gar nicht so anders.
Der katholische und der evangelische Glaube sind ähnlich.
Die Protestant*innen haben das Bekenntnis dem Kaiser gegeben.
Der Name von dem Kaiser war:
Kaiser Karl der Fünfte.
Das war am 25. Juni 1530 in Augsburg.
Das Bekenntnis war wichtig für den Religions-Frieden.
Und auch heute ist das Bekenntnis noch gültig und wichtig.

Der Augsburger Religions-Frieden

Die Evangelische St. Ulrich Kirche im Vordergrund und die Katholische St. Ulrich Kirche im Hintergrund  als Zeichen für den Religionsfrieden und die Parität in Augsburg, Foto: Simon BrixelEs hat viele Probleme zwischen der neuen evangelischen Kirche
und der katholischen Kirche gegeben.
Deswegen wurde im Jahr 1555 der Augsburger Religions-Frieden geschlossen.
Ein neues Gesetz wurde geschrieben.
Der Wunsch war:
Alle Konfessionen sollen friedlich zusammen-leben.
Eine Konfession ist eine Glaubens-Gemeinschaft.
Das bedeutet:
Vielen Menschen haben den gleichen Glauben.

Mehrere Konfessionen können zu einer Religion gehören.
Zum Beispiel:
Im Christentum gibt es drei große Konfessionen.

  • Die katholische Konfession
  • Die evangelische Konfession
  • Die orthodoxe Konfession

Es gab früher viel Streit zwischen der katholischen Konfession
und der evangelischen Konfession.
Mit dem neuen Gesetz sollte das besser werden.
Ab diesem Zeit-Punkt war es lange friedlich.
Mehr als 60 Jahre.
So lange hat es davor fast noch nie Frieden gegeben.
Doch im Jahr 1618 begann der 30-Jährige Krieg.

Der 30-Jährige Krieg

Soldaten überfallen ein Fuhrwerk mit Reisenden – Ölgemälde von Sebastian Vrancx (1573-1647), Deutsches Historisches Museum, Berlin

Der 30-Jährige Krieg heißt so, weil er 30 Jahre gedauert hat.
Auch der Religions-Frieden konnte diesen Krieg nicht verhindern.
Wegen dem Krieg wurden in Augsburg evangelische Prediger entlassen.
Evangelische Kirchen wurden geschlossen und abgerissen.
Das war am 8. August 1629.
Die Konfessionen kämpften wieder gegeneinander.
Für lange Zeit.

Nach 30 Jahren war der Krieg endlich vorbei.
Und im Jahr 1648 gab es den Westfälischen Frieden.
Im Gebiet Westfalen wurden die Friedens-Verträge unterschrieben.
Deswegen sagt man:
Westfälischer Friede.

Danach hat sich in Augsburg viel geändert:
Die Protestant*innen haben ihre Kirchen zurück bekommen.
Und die Stadt-Verfassung wurde geändert.
In einer Stadt-Verfassung steht:
Welche Rechte und Pflichten die Stadt hat.
Aber auch:
Welche Rechte und Pflichten die Bürger*innen haben.
In die Stadt-Verfassung von Augsburg wurde geschrieben:
Die öffentlichen Ämter müssen alle Konfessionen gleich behandeln.
Menschen dürfen nicht wegen ihrer Konfession benachteiligt werden.

Der 8. August

Ein paar Jahre später feierten die Protestant*innen dann
die Gleich-Stellung mit den Katholik*innen.

Sie feierten die Gleich-Stellung am 8. August.

Das ist auch der Tag, an dem die evangelischen Prediger entlassen wurden.

Das war aber ein paar Jahre früher.

Die Protestant*innen wollten alle Menschen daran erinnern.

Seitdem feiern die Menschen in Augsburg einmal im Jahr das Friedens-Fest.
Im Jahr 1950 hat der bayrische Land-Tag dann beschlossen:
Der 8. August ist ein offizieller Feiertag.
Aber nur in Augsburg.
Das gibt es nur einmal auf der Welt.
Alle Menschen in Augsburg haben frei an diesem Tag.
Und können gemeinsam den Frieden feiern.

Heute leben viele verschiedene Menschen in Augsburg.
Zum Beispiel:

  • Menschen mit unterschiedlichen Religionen
  • Menschen mit unterschiedlicher Herkunft
  • Menschen mit unterschiedlicher Welt-Anschauung
  • Arme Menschen und reiche Menschen
  • Menschen mit unterschiedlicher Bildung
  • Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung

All diese Menschen leben friedlich zusammen.
Beim Hohen Friedens-Fest feiern wir diese Vielfalt.

Das Augsburger Rathaus

Ein besonderer Friedens-Ort ist das Rathaus in Augsburg.
Dort wurde vor langer Zeit der Augsburger Religions-Frieden geschlossen.
Auch heute ist das Rathaus noch sehr wichtig:

  • Das Rathaus hat das Europäische Kultur-Erbe-Siegel bekommen.

Das bedeutet:
Das Rathaus in Augsburg ist ein besonderer Ort für ganz Europa.
Weil es wichtig war für die Reformation.
Die Altstadt von Augsburg, die Fugger-Häuser und die Stadt-Bibliothek gehören auch dazu.

  • Alle 3 Jahre wird im Rathaus der Friedens-Preis verliehen.
  • Zweimal im Jahr trifft sich der Runde Tisch der Religionen im Rathaus.

Vertreter*innen von vielen Religions-Gemeinschaften sind dabei.
Sie treffen sich im Turm-Zimmer vom Rathaus.
Der Ober-Bürgermeister von Augsburg leitet das Treffen.

  • Im Rathaus finden auch wichtige Veranstaltungen statt.

Zum Beispiel:
Die Augsburger Reden zu Vielfalt und Frieden in der Stadt-Gesellschaft.
Und die Jahres-Tagung zum Augsburger Religions-Frieden.

  • Jedes Jahr am 8. August ist das Augsburger Hohe Friedens-Fest.

Viele Menschen feiern gemeinsam auf dem Rathaus-Platz.
Dort steht jedes Jahr die Friedens-Tafel.

Die große Friedenstafel vor dem Augsburger Rathaus. Foto: Christian Menkel